»Sonnenblume« erblüht termingerecht neu

Am Montag beziehen Roßtals Kinder den Ersatzbau des vor über einem Jahr abgebrannten Kindergartens

von Armin Leberzammer

ROSSTAL – Über ein Jahr lang mussten die Roßtaler auf ihren Kindergarten »Sonnenblume« verzichten. Exakt 428 Tage nachdem das Gebäude in der Ortsmitte einem verheerenden Brand zum Opfer gefallen war, wird der Neubau am kommenden Montag seiner Bestimmung übergeben.

Wenige Tage vor der Wiedereröffnung sieht es jedoch noch nicht so aus, als ob die »Sonnenblume« ab dem 1. September wieder in neuer Blüte erstrahlen könnte. Fast ein Dutzend Handwerker legen im Inneren noch letzte Hand an, während Kindergartenleiterin Ingrid Erdmann und ihre Mitarbeiterinnen bereits einen Umzugskarton nach dem anderen aus der Notunterkunft im benachbarten Gemeindehaus herüberschleppen. Überall stehen Farbeimer, Pinsel, Verpackungen und nagelneue Kindermöbel herum.

Hektische Betriebsamkeit

„Momentan kann man sich gar nicht vorstellen, dass am Montag alles fertig sein soll“, kann auch die Geschäftsführerin des Kindergartens, Elisabeth Helmreich, ihre Skepsis nicht ganz verbergen, „doch wir werden das schon hinkriegen.“ Schließlich ist die »Sonnenblume« nicht die erste Baustelle, auf der kurz vor dem anvisierten Bezugstermin noch einmal hektische Betriebsamkeit herrscht. Nur auf die Fertigstellung des Außenbereichs werden die Roßtaler Kinder noch etwas warten müssen. Hier müssen Pflastersteine gelegt und der neue Rasen gesät werden. Erahnen lässt sich bereits die neue, rollstuhlgerechte Rampe am Eingang, deren Betonelemente gerade von den Fachleuten gesetzt werden.

„Insgesamt sind wir zeit- und kostenmäßig voll im Rahmen“, erklärt Reinhard Bär, der zweite Vorsitzende des Diakonievereins, „und darauf sind wir stolz.“ Danken möchte er den Handwerkern sowie dem leitenden Bauingenieur Heinz Scheuenstuhl für „das gute Zusammenspiel und die termingerechte und ordentliche Arbeit“. 1,5 Millionen Euro wird der Neubau am Ende kosten, darin sind die Kosten für den Abriss der Brandruine nicht enthalten.

Fast die Hälfte des Geldes – 700 000 Euro – ist durch die Zahlungen der Versicherung gedeckt. 90 000 Euro gingen an Spenden beim Diakonieverein, dem Eigentümer des Kindergartens, ein. „Viele Bürger und Vereine aus dem Ort haben uns Geld für den Wiederaufbau gegeben, aber auch wildfremde Firmen“, freut sich Bär über die Solidarität und Großzügigkeit. Der Restbetrag werde durch staatliche Zuschüsse gedeckt, erklärt er, nur dass noch niemand wisse, auf welche Höhe sich die belaufen werden. Doch das bereite weder ihm noch der Kassiererin des Vereins, Irmgard Schläger, schlaflose Nächte.

„Wir haben Qualität gebaut, die letztlich wirtschaftlich und zukunftsfähig ist“, macht Elisabeth Helmreich deutlich. Und ein Blick auf die Noch-Baustelle gibt ihr Recht: Alleine die Inneneinrichtung, Möbel und Spielsachen, kostet 150000 Euro, für die Küche kommen noch einmal rund 30000 Euro dazu. „Unsere Planungen laufen langfristig. Deshalb haben wir auch kein Klump gekauft, sondern, wenn möglich, hochwertiges Massivholz mit langer Lebensdauer“, sagt Reinhard Bär.

Die Roßtaler Mädchen und Jungen können sich wirklich auf ihr neues Domizil freuen. 75 von ihnen werden in der neuen »Sonnenblume« Platz finden, aufgeteilt in zwei klassische Kindergartengruppen, eine Krippengruppe für die ganz Kleinen und eine Hortgruppe mit Schulkinderbetreuung für die etwas Größeren. Letztere wird im Untergeschoss beheimatet sein, von „Kellerkindern“ zu reden wäre jedoch weit gefehlt. Denn durch die Hanglage des Gebäudes gibt es hier ebenfalls helle, mit großen Fenstern versehene Räume für Hausaufgaben- oder Gruppenbetreuung.

Lichte Konstruktion

Das Obergeschoss bleibt den Vorschulkindern vorbehalten. Jeder der drei jeweils 51 Quadratmeter großen Gruppenräume verfügt zusätzlich über eine 29 Quadratmeter große Galerie, zu der eine massive Holztreppe hinaufführt. Außerdem gibt es noch ein etwas kleineres Zimmer zur Intensivbetreuung. Verbunden sind die Gruppenräume nicht nur durch die hohe und dank der großen Fensterfront sehr helle Halle, sondern auch über einen Balkon. Von dort führt dann eine Außentreppe in den Garten, wo in den nächsten Wochen ein Wasserspielplatz entstehen wird. Komplettiert wird die neue »Sonnenblume« durch eine eigene, kleine Turnhalle mit Kletterwand.

Damit auch zukünftige Generationen ihre Freude an der neuen »Sonnenblume« haben werden, wurden beim Bau modernste Materialien und Anlagen verwendet. Die im Holzriegelbau errichteten Wände erfüllen beinahe Passivhausstandard und die Belüftung ist elektronisch geregelt, um möglichst wenig Heizenergie zu verbrauchen. Regenwasser für die Toiletten und die Gartenbewässerung wird in zwei jeweils 8000 Liter fassenden Zisternen gesammelt.

Quelle: Fürther Landkreisnachrichten vom 29.08.2008 S. 1