100 Jahre Dienst am Nächsten

Diakonieverein Roßtal ließ in einer Ausstellung seine Geschichte Revue passieren

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Zeitreise in der Spitzweed-Scheune: Zu den Ausstellungsstücken
zählten nicht nur Utensilien aus der Krankenpflege und viele Fotos,
sondern auch der Spazierstock von Wilhelm Löhe.
Foto: Barthelmes

ROSSTAL (bar) – Seit 100 Jahren können sich Notleidende, arme und kranke Menschen am Ort auf die Unterstützung des Diakonievereins verlassen. Anlässlich des runden Jubiläums lud der Verein in einer Ausstellung in der Spitzweed-Scheune zu einer lebendigen Zeitreise von der Gründung bis in die Moderne.

Nach einer Einführung von Pfarrer Jörn Künne mit musikalischer Begleitung von Kindern aus dem Kindergarten «Sonnenblume» konnten die zahlreichen Besucher anhand der Exponate die Geschichte des Vereins verfolgen. Unter den Ausstellungsstücken eine Rarität: Der originale Spazierstock des als «fränkischer Diakonissenvater» bekannten Wilhelm Löhe (1808–1872). Wenn auch nicht persönlich beteiligt, so hat die Präsenz des evangelischen Theologen die Gründung des Diakonievereins doch maßgeblich beeinflusst.

Den Ausführungen Künnes zufolge hat Löhe auf dem Weg von Neuendettelsau zur Mutter in Fürth manchmal in Trettendorf bei der Familie Gastner übernachtet und dort Bibelstunden gehalten. Die Besuche müssen Eindruck hinterlassen haben, denn die Witwe Gastner stiftete aus ihrem Nachlass 1500 Mark für den Ankauf des kürzlich renovierten und umgebauten Diakoniehauses in der Richtersgasse. Für junge Frauen war es einst ein sicherer Hort, um sich mit Näh- und Handarbeitskursen für eine bessere Zukunft zu qualifizieren.

In der Gegenwart bringt sich der Verein für Gemeindediakonie in die ambulante Krankenpflege und Kinderbetreuung ein. Vielen Roßtalern dürfte dabei noch Johanna Horneber («Tante Hanne») bekannt sein, die von 1946–1948 in der damaligen «Kinderbewahranstalt» tätig war und ebenfalls die Ausstellung besuchte.

Neben Utensilien aus der Krankenpflege, Spielzeug vergangener Tage und vielen Fotos sowie schriftlichen Dokumenten ergänzten mehrere Zeitungsartikel die Ausstellung, die schmerzlich an aktuelle Geschehnisse erinnerten. Bereits 1970 musste die im Vorjahr abgebrannte «Sonnenblume» infolge eines Brands neu aufgebaut werden. Dass Altruismus nicht vor dem Fiskus schützt, zeigte eine Vollstreckungsurkunde vom 24. September 1929. Da war der Verein seine Steuerschuld in Höhe von 193,36 Reichsmark schuldig geblieben.

Quelle: FN vom 01.05.2008 S. 2/HFN